Musterstadt
Landschaft und Stadtentstehung
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Vorwort
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Musterstadt ist nicht nur ein durch kommunale Grenzen bestimmtes
Gebiet, sondern auch eine von der Natur aus umschlossene Landschaft. Sie
breitet sich von der Mitte der noch durchweg bewaldeten Hochflächen
des Vorgebirges im Westen bis zum Rhein im Osten und von dem sich
immer mehr verdichtenden Ballungsraum der früheren Bundeshauptstadt
Bonn im Südosten bis zum Industriegebiet Brühl-Wesseling
im Nordosten auf einer Fläche von 82 km2 aus. Davon sind
54 km2 landwirtschaftliche Nutzfläche und 17 km2
Wald und Gewässer.
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Landschaft
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Das Vorgebirge, ein den Eifelbergen weit vorgelagerter Höhenzug,
der von Bonn bis etwa Bedburg eine Länge von etwa 50
km hat, erreicht oberhalb von Musterstadt die Höhe von 165
m über NN. Der tiefste Punkt liegt am Leinpfad bei Widdig,
46 m über NN; der Unterschied beträgt 119 m. Der nach unten geneigte
Hang des Vorgebirges beschreibt von Hürth-Kendenich
bis Walberberg, von dort bis Musterstadt und von hier aus
bis Alfter-Oedekoven drei Bögen. Im mittleren, größten
liegt die Musterstadt. Wind und Sturm aus dem Westen brachten dem
Osthang des Vorgebirges eine durchgehende Lößablagerung verschiedener
Stärke, stellenweise mehr als 10 m. In diese haben sich zahlreiche
Wasserläufe von der Hochfläche her und aus Hangquellen viele
Tälchen und Siefen gegraben. Das ist eine für das Vorgebirge
charakteristische Gegebenheit, die ebenso viele vorspringende Bergnasen
und kleine Erhebungen schuf, den allen der Volksmund schon im Mittelalter
einen Namen mit dem Grundwort "-berg" gab. In der Musterstadt gibt
es 44 derartige Namen. Die zur Ebene hinabfließenden, teilweise nur
jahreszeitlichen Wasserläufe hatten ihre natürliche Mündung
in einzelnen Niederungen und in einer langausgestreckten Gewässerzone
am Fuße des Vorgebirges. Letztere, ein urzeitliches Rheinbett, begann
als sogenannte "Gumme" rheinaufwärts bei Bonn-Mehlem
dehnte sich durch Musterstadt aus und verflachte am Rhein bei Wesseling-Urfeld.
Teile der "Gumme" sind heute nur noch an ganz wenigen Stellen als Gewässer
erhalten, so am Roisdorfer Mineralbrunnen, oder als Rinne
in der Landwirtschaft zwischen Musterstadt und Widdig und
bei Sechtem deutlich erkennbar.
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Geschichte
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Die Musterstadt hat eine wechselvolle Geschichte, es gibt zwei Fliehburgen
in der näheren Umgebung, darunter die noch in ihren Grundrissen erkennbare
Alteburg im Walberberger Wald (Ringwall) und ein Abschnittswall
auf dem Stromberg an der Südspitze von Rösberg
beim Dobschleider Hof. Reiche Beigaben aus Hügelgräbern
und viele Funde mannigfaltiger Steinwerkzeuge weisen auf die Besiedlung
der Vorzeit hin. Die römische Epoche (50 vor bis 450 n. Chr.) läßt
sich durch den stellenweise noch sichtbaren Römerkanal im Walde,
eine Wasserleitung aus der Eifel nach Köln und durch
zahlreiche Kult- und Weihestätten sowie Fundamente mehrerer Landhäuser
nachweisen. Von der Landnahme und zahlreichen Dorfgründungen durch
die Franken künden viele Begräbnisplätze und die meisten
Ortsnamen. Urkundlich wird der Hauptort Musterstadt als Dorf im
Bonngau, in der Grafschaft des Grafen Ehremfried, erstmalig am 2.08.945
genannt. Im 10. und 11. Jahrhundert kamen fast alle Dörfer mit ihren
Gemarkungen als Dotationen zu Klöstern und freiadligen Stiften in
Bonn und Köln und zum Kölner Domkapitel.
Aus dem Amt der Schutzvögte, als Verwalter der Dotationen, wuchsen
die Grundherrschaften unter kurkölnischer Lehenshoheit. Die Grundherren
aus alten rheinischen Rittergeschlechtern erbauten in vielen Orten wassergeschützte
Burgen, von denen als vornehme Sitze und Landhäusern inmitten von
Parkanlagen noch heute die Burg Musterstadt, das Haus Rankenberg
bei Brenig, Haus Wittgenstein in Roisdorf, die Weiße
Burg und die Graue Burg in Sechtem, die Rheindorfer Burg, jetzt
Dominikanerkloster, und die Kitzburg bei Walberberg sowie die Wolfsburg
in Roisdorf erhalten sind. Der Blick auf die Baureste der kriegszerstörten
Burgen Hemmerich und Rösberg inmitten ihrer alten Parkanlagen, erinnert
an die rege Bautätigkeit am Vorgebirge in der Blütezeit des rheinischen
Barocks im 18. Jahrhundert. Der Ursprung der heutigen Musterstadt
liegt der von 1792 bis 1814 dauernden französischen Annexionszeit,
als durch Gesetz vom 27. Februar 1800 die Mairien Waldorf und Sechtem
mit je 4 Gemeinden und Hersel mit 7 Gemeinden - zum Kanton Brühl
gehörig - gebildet wurden. 1815 erfolgte die Eingliederung in das
Königreich Preußen. Die Mairien - nun Bürgermeistereien
genannt - kamen zum Landkreis Bonn. 1828 erhielten die Bürgermeistereien
die Bezeichnung "Amt". Bis zur Auflösung des Amtes Hersel am
1. Oktober 1932 wurde diese Einteilung beibehalten. Damals kamen vom Amt
Hersel die vier Gemeinden Hersel, Uedorf, Urfeld
und Widdig zum Amt Musterstadt, dem am 1. Oktober 1935 das
seit 1931 in Personalunion mitverwaltete Amt Sechtem eingegliedert
wurde. Aus den zwölf Gemeinden der ursprünglichen drei Ämter
Musterstadt, Hersel und Sechtem entstanden am 1. Juli
1935 die drei gleichnamigen Gemeinden, die am 1. August 1969 zur Gemeinde
Musterstadt zusammengefaßt wurden. Diese führt seit dem
1. Januar 1981 die Bezeichnung "Stadt Musterstadt".